Radio im Klassenzimmer

Bei der Gruppe handelte es sich um eine Fachklasse für den Beruf des/der Erzieher*in. Sämtliche Teilnehmer*innen waren volljährig. Im Gegensatz zu unseren sonstigen Projekten, wo der reguläre Schulunterricht normalerweise früher startet als um 8 Uhr, ist an der Schule, die im element-i-Bildungszentrum untergebracht ist (zu dem auch Kitas, eine Gemeinschaftsschule und andere Einrichtungen gehören), Unterrichtsbeginn normalerweise um 9 Uhr. Die Gruppe hat also freiwillig einen früheren Tagesbeginn in Kauf genommen, um an unserem Projekt teilnehmen zu können und auch im Projektverlauf viel Motivation und Engagement gezeigt.

EIne rote Lampe mit "on Air" zeigt, wie wird Radio gemacht.

Im Vorfeld hatte die Gruppe bereits über mögliche Themen gesprochen. Schon hier hatte sich herausgestellt, dass sich viele der gewählten Themen mit dem Erzieher*innen-Beruf auseinandersetzen. Für uns war das in zweierlei Hinsicht ein Gewinn. Zunächst einmal bedeutete es eine Abweichung vom Themenspektrum, mit dem wir es sonst öfter zu tun haben (Fußball, Jugendsprache, Handynutzung etc.). Zweitens wurde auf diese Weise ein gesellschaftlich aktuelles und relevantes Thema aus der Innenperspektive beleuchtet.

Der Erzieher*innen-Beruf wird – je nach medialem Fokus – gerne romantisiert oder im Gegenteil als besonders stressig oder unterbezahlt oder allgemein negativ dargestellt. Bei den Teilnehmer*innen war das Bedürfnis spürbar, mehr Sachlichkeit und Relativierung in den Diskurs zu bringen.

So entstanden vier sehr schöne Beiträge rund um das Thema Pädagogik im Talk-Format und ein weiterer zum Eurovision Song Contest:

1. Erzieher*innen und Freizeit

Für jeden bedeutet Freizeit etwas anderes – doch in einem Punkt sind alle sich einig: Die Freizeit fängt erst dort an, wo man die Arbeit auch in Gedanken hinter sich lassen und mal an etwas anderes denken kann. Das fällt Erzieher*innen aber zunehmend schwer. Der Grund: Personalmangel, Belastung und eine Vielzahl von Aufgaben. Das alles dringt bis weit in den privaten Bereich ein und führt dazu, dass Freizeit nicht mehr so genossen werden kann. In diesem Beitrag geht es um die momentane Situation der Erzieher*innen und um Strategien, Freizeit besser gestalten zu können.

2. Erzieher*innen-Mangel

Die Prognosen sind düster: Laut Schätzungen werden bis zum Jahr 2030 deutschlandweit etwa 200.000 Erzieher*innen fehlen. Schon heute ist die Situation an Kindergärten und Kitas angespannt. In diesem Beitrag wird nach Gründen für diesen Mangel gesucht. Dazu kommen Erzieher*innen und Ausbilder*innen zu Wort. Unter anderem geht es darum, ob das mediale Bild, das von diesem Berufsfeld gezeichnet wird, viel schlechter ist als die Realität – und dadurch möglicherweise potentielle Bewerber abschreckt, was sich dann wieder negativ auf die Situation auswirkt.

3. Lichtblicke im Erzieher*innenberuf

Wenn in den Medien über den Beruf der Erzieherin oder des Erziehers berichtet wird, geht es meistens um negative Dinge: Kitaplatzmangel, Erziehermangel, Arbeitsbelastung, schlechte Bezahlung. Was dabei oft vergessen wird: Der Beruf hält eine Menge beglückender und schöner Momente bereit. Denn schließlich geht es um Kinder. In diesem Beitrag erzählen Erzieherinnen und Erzieher von ihren schönsten, rührendsten und lustigsten Momenten, die sie bei der Arbeit erlebt haben.

4. Mythos und Realität

Wie stellen sich Menschen die Arbeit in einer Kita, einem Hort oder im Kindergarten vor? Worin besteht die Arbeit mit Kindern? Singen Erzieher*innen den ganzen Tag Lieder, leeren Windeln, spielen mit den Kleinen und sorgen dafür, dass nicht an den Haaren gezogen, gezwickt und gebissen wird? Der Beitrag will mit ein paar gängigen Vorurteilen aufräumen. Vor allem will er aber betonen, dass es sich beim Erzieherberuf um eine qualifizierte pädagogische Tätigkeit handelt, die nicht nur finanziell honoriert, sondern auch gesellschaftlich anerkannt wird.

5. ESC – Eurovision Song Contest

Wenn man sich die ESC-Wettbewerbe der letzte Jahre anschaut, so muss man zum Schluss kommen, dass Deutschland – um es mal milde auszudrücken – nicht grade eine Erfolgssträhne durchlebt. Nachdem auch im Jahr 2023 wieder nur der letzte Platz raussprang, wurde in den Medien die Forderung laut, doch mal ein paar Jahre zu pausieren und sich als teilnehmende Nation quasi neu zu erfinden. In diesem Gesprächsbeitrag tauschen sich zwei ESC-Fans darüber aus, warum ein paar schlechte Jahre noch kein Grund fürs Aufhören oder Pausieren ist und was denn eigentlich die Faszination dieses Wettbewerbs ausmacht.